2.9.8  Der Abschluss einer Menge.

Es sei (M,d) ein metrischer Raum und X eine Teilmenge von M.

Definition 2.9.30. Man nennt

X¯ = X X = X acc(X)

den Abschluss der Menge X.

Die Identität (2.46) bezeugt, dass durch das Hinzufügen des Randes oder alternativ der Häufungspunkte von X zu X jeweils die gleiche Menge X¯ entsteht.

Theorem 2.9.31. Die Menge X¯ ist abgeschlossen.

Wir benötigen dazu folgenden Hilfssatz:

Lemma 2.9.32. Die Mengen int(X) und ext(X) sind offen.

Beweis. Ist int(X) oder ext(X) leer, so ist die Aussage für die entsprechende Menge trivial. Wir betrachten ein beliebiges Element x0 int(X) und zeigen dass x0 int(int(X)). Nach Definition gilt Uε(x0) X für gewisses ε > 0. Für jedes y Uε2(x0) folgt nach Dreiecksungleichung Uε2(y) Uε(x0) X. Damit gilt y int(X) und folglich Uε2(x0) int(X). Damit ist ein jeder Punkt x0 int(X) immer auch ein innerer Punkt von int(X) und damit ist int(X) offen.

Der Beweis für ext(X) erfolgt analog. □

Wir beweisen nun Satz 2.9.31.

Beweis. Nach (2.46) gilt

(X¯)Mc = (X X) Mc = (int(X) X) Mc.

Aufgrund der Zerlegung (2.43) folgt (X¯)Mc = ext(X). Letztere Menge ist nach Lemma 2.9.32 offen, damit ist X¯ abgeschlossen. □

Example 2.9.33. Es sei (M,d) = (,d||) und X =] 1, 1[. Dann ist X = {1, 1} und damit X¯ = [1, 1].

 

Example 2.9.34. Es sei (M,d) = (n,d ) und X = Uε(x0), x0 n und ε > 0. Dann gilt X = {x n| x x 0 = ε} und somit Uε(0)¯ = {x n| x x 0 ε}.

 

Example 2.9.35. Es sei (M,d) = (,d||) und X = . Dann ist X = und damit X¯ = .

Theorem 2.9.36. Der Abschluss X¯ einer Menge X ist die kleinste abgeschlossene Menge Y mit der Eigenschaft X Y , d.h.

X¯ = Y abgeschlossen Y MmitXY undY. (2.53)

Beweis. Es sei X̃ der Durchschnitt der abgeschlossenen Mengen Y M mit X Y in (2.53). Offensichtlich gilt X̃ Y für jede im Durschnitt vorkommende Menge Y . Da X¯ abgeschlossen ist und X enthält, so kann man u.a. Y = X¯ wählen, woraus sofort X̃ Y = X¯ folgt.

Um die umgekehrte Inklusion zu zeigen, betrachten wir nun eine beliebige abgeschlossene Menge Y M mit X Y . Nach Lemma 2.9.4 folgt aus X Y sofort acc(X) Y und damit auch

X¯ = X acc(X) Y acc(Y ).

Da Y abgeschlossen ist gilt nach (2.49) acc(Y ) Y und damit

X¯ Y acc(Y ) = Y.

Diese Inklusion gilt für jede Menge Y , über welche der Durschnitt in (2.53) gebildet wird, woraus X¯ X̃ folgt. □

Corollary 2.9.37. Eine Menge X ist genau dann abgeschlossen wenn

X = X¯. (2.54)

Beweis. Aus (2.54) folgt nach Satz 2.9.31, dass X abgeschlossen ist. Ist umgekehrt X abgeschlossen, so ist X selbst die kleinste abgeschlossene Menge welche X enthält, d.h. nach Satz 2.9.36 X = X¯. □

Wir diskutieren nun eine alternative Beschreibung des Abschlusses einer Menge. Danach ist der Abschluss X¯ von X die Menge aller möglichen Grenzwerte von Folgen mit Elementen in X:

Theorem 2.9.38.

y X¯ {xk}k=1,xkXy = lim k=xk.

Beweis. Wir zeigen zunächst die Implikation . Angenommen y sei der Grenzwert einer Folge von Elementen xk aus X. Ist dabei y X so folgt y X¯ trivial. Es sei nun yX. Da es für jedes ε > 0 ein N existiert, so dass xk Uε(y) für alle k N und yxk X, so ist der Durchschnitt Uε(y) (X \{y}) für beliebiges ε > 0 nichtleer, d.h. y acc(X). Aus acc(X) X¯ folgt somit y X¯.

Zum Nachweis der Implikation betrachten wir ein beliebiges Element y X¯. Gilt dabei y X, so erfüllt die konstante Folge xk = y die Bedingungen des Satzes. Wegen X¯ = X acc(X) bleibt der Fall y acc(X) zu untersuchen. Dann ist für εk = k1, k , der Durchschnitt X Uεk(y) jeweils nichtleer. Wir können dann eine Folge von Elementen xk X Uεk(y) wählen, welche offensichtlich gegen y konvergiert. □