3.9.2  Differentiale höherer Ordnung.

Für eine im Punkt x0 X m-fach differenzierbare Funktion f : X Kn definiert man zunächst formal das Differential m-ter Ordnung als

dmf(x 0)[h1,,hm] := f(m)(x 0)h1hm,hj K,j = 1,,m.

Für den Fall h1 = = hm schreibt man kurz

dmf(x 0)[h] := f(m)(x 0)hm,h K,m . (3.36)

Unter Benutzung der Notation h = dx ergibt sich dmf(x 0) = dmf(x 0)[dx] = f(m)(x 0)(dx)m, was die für Ableitungen höherer Ordnung gebräuchliche Bezeichnung f(m)(x 0) = dmf dxm x=x0 motiviert.

Zwischen die Differentialen unterschiedlicher Ordnung besteht eine wichtige Beziehung. Wir betrachten dazu das Differential erster Ordnung df(x0)[h] als Funktion in der Variablen x0 X bei fixiertem Parameter h K. Der Zuwachs dieser Grösse bei einer Verschiebung von des Argumentes x0 um h̃ K ist bei einer im Punkt x0 zweifach differenzierbaren Funktion f gegeben durch Δ(df(x0)[h])[h̃] = df(x0 + h̃)[h] df(x0)[h] = (f(x 0 + h̃) f(x 0))h = (f(x 0)h̃ + o(h̃))h. (3.37)

Wegen

Δ(df(x0)[h])[h̃] = d(df(x0)[h])[h̃] + o(h̃),

wobei d(df(x0)[h])[h̃] den in h̃ linearen Anteil des Zuwachses von df(x0)[h] beschreibt, gilt damit

d(df(x0)[h])[h̃] = f(x 0)hh̃ = d2f(x 0)[h,h̃]. (3.38)

Für h̃ = h erhält man

d(df(x0)[h])[h] = f(x 0)h2 = d2f(x 0)[h]. (3.39)

Setzt man dies in (3.37) ein, so ergibt sich

Δ(df(x0)[h])[h] = d2f(x 0)[h] + o(h2).

Die Gleichung (3.38) schreibt man auch kurz als

d(df(x0)) = d2f(x 0).

In gleicher Weise erhält man

d(dm1f(x 0)) = dmf(x 0),

wenn f in x0 m-fach differenzierbar ist.

Der Satz von Taylor lässt sich in der Sprache der Differentiale folgendermassen formulieren: Es gilt

Δf(x0)[h] = df(x0)[h] + 1 2!d2f(x 0)[h] + + 1 m!dmf(x 0)[h] + o(hm)

für h 0, wenn f in x0 m-fach differenzierbar ist.