Zusätzlich zur Funktion betrachten wir die Abbildung , wobei und offene Mengen in sind. Es sei mit . Die Funktionen und seien in den Punkten bzw. differenzierbar. Wie oben beschrieben ist das Differential erster Ordnung von in gegeben durch
(3.40) |
Hierbei betrachtet man als “unabhängige” Variable und als Verschiebung dieser Variablen.
Nun sei gegeben durch . Das Differential dieser Funktion im Punkt ist gleich
Da nach der Kettenregel
gilt, so erhält man daraus
Gleichzeitig ist das Differential der Funktion im Punkt gegeben durch
Daraus folgt
(3.41) |
Hier ist eine durch die Beziehung abhängige Variable und steht für das Differential dieser Abhängigkeit.
Vergleicht man (3.40) und (3.41) so erkennt man, dass sich das Differential in beiden Fällen nach dem formal denselben Ausdruck berechnet, gleich ob man als unabhängige oder abhängige Variable betrachtet. Diese Eigenschaft bezeichnet man als die Invarianz des Differentials der ersten Ordnung.
Das Differential erster Ordnung ist die lineare Approximation einer Abbildung. Deshalb drückt diese Invarianz folgendes aus: Die lineare Approximation einer Komposition von Abbildungen ist gleich der Komposition der linearen Approximationen der einzelnen Abbildungen.
Die genannte Invarianz erstreckt sich nicht auf Differentiale höherer Ordnung: Dazu betrachten wir das zweite Differential
(3.42) |
von als Funktion der unabhängigen Variablen . Für eine abhängige Variable berechnet sich das zweite Differential von als
Die Ausdrücke in (3.42) und (3.43) sind verschieden, die Form des zweiten Differentials hängt also von der Wahl der “unabhängigen” Variablen ab!