Michael Eisermann
Quantumque scio nemo dubium contra hanc rem movit.
Attamen si quis postulat,
demonstrationem nullis dubiis obnoxiam
alia occasione tradere suscipiam.
— Soviel ich weiß hat dies niemand je in Zweifel gezogen.
Sollte es dennoch jemand fordern,
so will ich zu
anderer Gelegenheit einen unzweifelhaften Beweis erbringen.
Carl Friedrich Gauß
in seiner Doktorarbeit über den Fundamentalsatz der Algebra (1799)
Fundamentalsatz der Algebra
Proseminar im Wintersemester 2009/2010.
Proseminar | Mo 15:45 - 17:15 | Raum V57-8.135 |
Da ich erst zum Wintersemester 2009 meine Professur in Stuttgart angetreten habe, konnte dieses Proseminar erst mit Semesterbeginn kurzfristig organisiert werden.
Aktuelles
Diese Seite wird nicht mehr regelmäßig aktualisiert; sie wird aber noch längere Zeit zugänglich bleiben, um als Archiv zu dienen. Zur Übersicht: aktuelle und vergangene Lehrveranstaltungen
Einleitung und Motivation
Der Fundamentalsatz der Algebra gibt Auskunft über die Lösbarkeit von Polynomgleichungen. Er besagt schlicht und ergreifend:
Jedes komplexe Polynom vom Grad n hat n komplexe Nullstellen.
Man sagt dazu auch, der Körper der komplexen Zahlen ist algebraisch abgeschlossen. Dieses Ergebnis wird nach Gauß auch Fundamentalsatz der Algebra genannt, auf englisch Fundamental Theorem of Algebra. Genauer (und bescheidener) müsste man ihn heutzutage Fundamentalsatz der Algebra der komplexen Zahlen nennen.
Der Fundamentalsatz der Algebra wird oft benutzt, zitiert, gelehrt,... und verdient daher eine angemessene Aufmerksamkeit. Sein Beweis und das Verständnis seiner Grundlagen sind ein Meilenstein der Mathematik des 19. Jahrhunderts. Er ist auch heute noch aktuell, zum Beispiel im Hinblick auf seine algorithmischen und numerischen Aspekte.
Zielsetzung
Seit Gauß' Dissertation 1799 wurden zahlreiche Beweise des Fundamentalsatzes der Algebra entwickelt, wahlweise mit Hilfsmitteln der Analysis, der Algebra oder der Topologie. Das Ziel dieses Proseminars ist es, eine repräsentative und erleuchtende Auswahl dieser Beweise und ihre jeweiligen Grundlagen zu erarbeiten. Hierzu wird ein Großteil der Kenntnisse des Grundstudiums aktiviert, aufgefrischt und angewendet, zugleich wird die historische Perspektive der Mathematik geschärft.
Voraussetzungen
Das Proseminar ist für Studierende im Lehramtsstudiengang und im Bachelor- bzw. Diplomstudiengang gleichermaßen geeignet. Die vorgeschlagenen Themen sind, der Zielsetzung eines Proseminars entsprechend, auf das zweite Studienjahr abgestimmt.
Die Vorträge sind thematisch und im Schwierigkeitsgrad breit gefächert und weitgehend voneinander unabhängig. Die vorgeschlagenen Beweise sind so elementar wie möglich und mit den Hilfsmitteln der Anfängervorlesung zugänglich. Je nach Neigung und Kenntnissen der Teilnehmer sind Vertiefungen und Erweiterungen möglich.
Termine im WiSe 2009
Aufbau des Zahlensystems: Axiomatik und Konstruktion | |
S01 Mo 09.Nov | M.Eisermann, Von den natürlichen zu ganzen und rationalen Zahlen |
S02 Mo 16.Nov | M.Eisermann, Ringe und Körper, Beispiele und Konstruktionen |
S03 Mo 23.Nov | M.Eisermann, Reelle Zahlen, Axiomatik und Konstruktionen |
Vier klassische Beweise: analytisch, algebraisch, topologisch | |
S04 Mo 30.Nov | V.Wenzel, Analytischer Beweis nach Argand-Cauchy |
S05 Mo 07.Dez | R.Marczinzik, Komplex-analytischer Beweis nach Liouville |
S06 Mo 14.Dez | B.Böhmler, Algebraischer Beweis nach Laplace |
S07 Mo 21.Dez | I.Gufan, Topologischer Beweis mittels Umlaufzahl |
Ein reell-algebraischer Beweis nach Sturm und Cauchy | |
S08 Mo 11.Jan | S.Stamenkovic, Der Satz von Sturm über reelle Polynome |
S09 Mo 18.Feb | S.Stamenkovic, Der Satz von Cauchy über komplexe Polynome |
Mathematik ist eine basisdemokratische Wissenschaft.
Jeder kann eine logische Argumentation nachvollziehen.
Albrecht Beutelspacher