Wir betrachten eine Funktion und es sei . Desweiteren sei eine Zerlegung von
Uns interessiert die Frage, welches Polynom vom Grad mit in allen Punkten übereinstimmt:
(4.45) |
Betrachtet man den Ausdruck
so findet man dass
Mit Hilfe dieser Terme konstruiert man leicht das Polynom mit der Eigenschaft (4.45) in der Form
Das Polynom ist zudem eindeutig bestimmt: Falls für und , so besitzt das Polynom vom Grad mindestens verschiedene Nullstellen für . Ein Polynom, dessen Grad nicht übersteigt, besitzt entweder höchstens verschiedene Nullstellen oder ist berall gleich Null. Daraus folgt und somit . Ist insbesondere die Funktion ein Polynom vom Grad , so gilt für alle .
Der folgende Satz erlaubt eine Fehlerabschätzung für die Approximation von durch .
Beweis. Wir betrachten die Funktion . Dann gilt sowie
(4.47) |
Da die -te Ableitung eines Polynoms vom Grad verschwindet, so gilt zudem für alle . Die Identität (4.46) ist dann gleichbedeutend mit
(4.48) |
für geeignetes .
Wir führen den Beweis indirekt. Als stetige Funktion nimmt auf alle Werte zwischen
an. Wegen (4.47) ist die Gegenannahme zu (4.48), dass
für ein gewisses , für mit
(4.49) |
Es sei
Dann gilt und wegen (4.49) folglich
(4.50) |
Auf der anderen Seite wissen wir, dass mindestens verschiedene Nullstellen besitzt, nämlich
Wir ordnen die Elemente von ihrer Grösse nach und bezeichnen diese mit
Nach dem Satz von Rolle verschwindet die erste Ableitung in jeweils einem Punkt im Inneren jedes Intervalls , . Damit besitzt mindestens verschiedene Nullstellen . Setzt man dieses Argument iterativ fort, so besitzt die -te Ableitung mindestens verschiedene Nullstellen , und . Insbesondere besitzt mindestens eine Nullstelle . Dies steht im Widerspruch zu (4.50). □
Für Anwendungen ist es oft besser, eine Funktion stückweise mit Polynomen kleinen Grades zu approximieren, anstatt zu versuchen, die Funktion auf dem gesamten Definitionsbereich durch ein Polynom hohen Grades anzunähern. Auf diesem Wege werden wir nun verschiedene Integrationsformeln herleiten.