Zum "mathematischen Modellieren"
Nahezu jede Rechenaufgabe oder sonstige Aufgabe im Zusammenhang mit
Mathematik, bei der ein Text zu einer (fiktiven) realen Situation
beigegeben ist, gilt heutzutage schon als
eine "mathematische Modellierung", auch in der Grundschule.
Das wird
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gewissermaßen amtlich erläutert, nämlich (ohne namentlichen genannten
Autor)
auf der Homepage des Schulministeriums in NRW.
Die dort auf Seite 5 angegebenen vier Schritte könnten auf fast jede
Aufgabe zutreffen:
1. Text lesen, 2. Gleichung aufstellen, 3. Gleichung lösen,
4. Ergebnis hinschreiben (zugegeben, das ist etwas vereinfacht).
Auf Seite 6 wird dann erläutert, dass selbst die Überlegung, ob es
sich bei häufiger benutzten Verkehrsmitteln lohnen kann, eine
Wochenkarte zu kaufen statt vieler Einzelfahrscheine, als
"mehrschrittige Modellierungsaufgabe" bezeichnet.
Es ist nicht gesagt, zu welcher Klassenstufe das gehört,
aber immerhin ist das im
(mittleren) "Anforderungsbereich II", gilt also nicht als so ganz einfach.
Das Ausrechnen von Preisen und das Vergleichen derselben gilt schon
als "mathematisches Modell". Vermutlich werden in Supermärkten ständig
jede Menge solcher mathematischen Modelle aufgestellt.
Eine einfache Modellierungsaufgabe im "Anforderungsbereich I"
steht auf Seite 9:
"4 Kilo Äpfel kosten 9,60 Euro. Berechne, wie viel 6 Kilo derselben
Sorte kosten."
In der Festschrift zum 70. Geburtstag von Prof. W. Blum
(G.Kaiser, H.-W.Henn, Hrsg; Springer Spektrum 2015)
findet sich auf Seite 123 die folgende
Modellierungsaufgabe "Haustiere":
"Tina hat demnächst Geburtstag und wünscht sich ein Haustier.
Die Katze ihrer Freundin Lisa bekommt bald Junge und Lisa würde ihr
gern eines der kleinen Babykätzchen schenken.
Um auch Tinas Eltern von der Idee zu überzeugen überlegen sie gemeinsam,
was eine Katze alles braucht und wie viel das im Jahr kostet."
Zu vermuten ist allerdings, dass es bei der Diskussion dieser Aufgabe
viel mehr um Katzen als um die benötigte Mathematik (Grundrechenarten,
Geldeinheiten, Gewichtseinheiten) gehen wird.
Die "Kompetenz", über Katzen Bescheid zu wissen, wird dann als
"Kompetenz" im Sinne des Faches Mathematik gewertet und kann entsprechend
in die Note eingehen, sofern die überhaupt noch erteilt wird.
Das ist praktische Kompetenzorientierung.
Unterstützt wird das dann folgendermaßen
(Zitat aus der o.g. Festschrift):
"Als zusätzliches Informationsmaterial stand den Schülergruppen
ein Produktflyer zur Verfügung, auf dem verschiedene Produkte der
Katzenhaltung (z.B. zu Pflege und Hygiene, Ernährung,
Beschäftigung, medizinischer Versorgung, Unterbringung und Transport)
als Einzel- und zum Teil als Set-Angebote aufgeführt waren."
Es bedarf kaum einer Erwähnung, dass angeblich heutzutage die meisten
schriftlichen
Abituraufgaben auch Modellierungsaufgaben sind
und die "Modellierungs- und Problemlösekompetenz" der Abiturienten testen.
Eine kritische Diskussion dazu steht
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