War Jesus wirklich ein Friedensbringer?
Christen am Arbeitsplatz, 16.12.99
PD. Dr. Peter Lesky

1) Einleitung Alle reden von Weihnachten. Ich auch. Mein Thema passt gut dazu, obwohl ich nicht an Weihnachten dachte, als ich es aussuchte. Ausgangspunkt meiner Frage ``War Jesus wirklich ein Friedensbringer?'' ist die Weihnachtsgeschichte: Als Jesus auf die Welt kommt, in einem Stall, da sind Hirten auf dem Feld. Und diese sollen eine Menge Engel gesehen haben, die sangen ``Friede auf Erden''. Wenn ich nun in meine Umgebung schaue, so stelle ich fest: diese Aussage kann nicht stimmen. Angefangen bei uns: Weihnachten ist das Fest der Geschenke und des Konsumterrors. Wenn ich an die vielen Menschen denke, die in der Stadt nach Geschenken hasten, muss ich sagen: Weihnachten bringt eher Stress in unser Leben als innereren Frieden. In vielen Familien kommt es gerade in den Weihnachtsfeiertagen zum Streit. Man wünscht sich ein harmonisches Fest, hat hohe Erwartungen, ist enttäuscht und dann kracht es besonders schnell. Also auch in den Familien kein Frieden. Und wenn ich weiter weg schaue: Auch nach der Geburt Jesu gab es genug Kriege, bis hin zum Kososvo- oder Tschetschenienkrieg, also auch kein Frieden zwischen den Völkern.

Aber vielleicht verstehe ich die Engel nicht richtig. Wenn man in der Bibel nachliest, so steht dort: ``Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade'' (Lk.2.14). Wenn wir da an Jesus selbst denken: Ziemlich kurz nach seiner Geburt mußte die Familie flüchten, da der König Herodes alle Kinder umbringen ließ, um den angekündigten König zu töten. Jesus sagt Jahre später selbst: ``Glaubt nicht, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit der Mutter. Und die Feinde des Menschen werden seine eigenen Hausgenossen sein (Mt.10.34)''. Zitat Ende. Dies ist genau das, was den Anhängern Jesu, den ersten Christen, passierte: Noch in der Bibel wird berichtet, wie die ersten Menschen wegen ihres Glaubens an Jesus umgebracht wurden, und dann kam die Christenverfolgung unter Kaiser Nero. Also Frieden war das keiner, oder?

2) Hauptteil Vielleicht verstehen wir etwas anderes unter Frieden als diese Engel? Denn immerhin fanden die ersten Christen diesen Satz ``Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade'' so wichtig, daß sie ihn aufschrieben und der Nachwelt überlieferten. Und an einer anderen Stelle sagt Jesus: ``Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch'' (Joh.14.27). Ich denke, hier ist ein anderer Friede gemeint, der nicht gleichbedeutend ist mit Abwesenheit von Streit oder Verfolgung oder Krieg. Um das zu erklären, muß ich weiter zurückgehen und darüber sprechen, wie Gott in der Bibel charakterisiert wird. Gott ist nach der Bibel absolut gerecht und er liebt die Menschen mehr, als man sich das vorstellen kann. Dies sind zwei Eigenschaften, ich muß zuerst über die Gerechtigkeit sprechen. Die Bibel zeigt eine Wahrheit, die jeder Mensch erkennen kann, der einigermaßen ehrlich gegenüber sich selbst ist: Vor einer kosequent gerechten Beurteilung meines Lebens kann ich nicht bestehen. Es gibt in jedem Leben, auch in meinem, schwarze Flecken, die zu einer Verurteilung führen müssen. Nichts besonders schlimmes vielleicht, Kränkungen, die ich anderen zugefügt habe, oder Hilfe, die ich nicht geleistet habe, oder Zinsen, die ich bei der Steuererklärung nicht angegeben habe, um nur einige wenige Beispiele zu nennnen. Oder vielleicht auch schlimmeres. Viele sagen, so ist die menschliche Natur eben. Dies sagt die Bibel auch. Aber vor einem absolut gerechten Gott kann dies nicht als Entschuldigung dienen. Die Bibel nennt solche Fehler Sünde. Und wenn Gott absolut gerecht ist, muß er mich verurteilen, wenn ich ihm nach meinem Tod gegenüberstehe. Aber Gott hat aus diese Misere einen Ausweg gefunden. Und nun komme ich zu seiner zweiten Eigenschaft, der Liebe zu uns Menschen. Schon 700 Jahre vor Christus schreibt ein Prophet in der Bibel der Juden: ``Zu unserem Frieden lag die Strafe auf ihm (dem Gottesknecht)'' (Jes.53.5) und ``Durch sein Leiden wird mein Knecht viele rechtfertigen, indem er ihr Verschulden auf sich nimmt'' (Jes.53.11). Dies beschreibt genau, warum Jesus, der Sohn Gottes, auf die Erde gekommen ist. Damit wir nicht für unsere schwarzen Flecken geradestehen müssen, ist er gekommen, um sie uns abzunehmen. Er ging dafür freiwillig in den Tod. Dadurch, daß er dafür stellvertretend starb, werden die schwarzen Flecken aus unserem Leben getilgt, sie sind weg. Nur so kann menschliches, unvollkommenes Leben vor Gott bestehen. Aber daß Gott uns diese Lösung gebracht hat, zeigt, wie groß seine Liebe ist.

3) Was ist das für ein Frieden? Was bringt das uns? Ich möchte zwei Punkte anführen.

a)
Viele Menschen haben Angst, wenn sie an ihren Tod denken. Und diese Angst ist berechtigt, wenn man an den absolut gerechten Gott denkt. Diese Angst beeinflußt unser Leben, da sie unterschwellig immer da ist. Ich glaube, daß es zwei Möglichkeiten gibt nach dem Tod: Ewiges Leben bei Gott oder Verurteilung. Und vor dem letzteren Angst zu haben, ist richtig. Aber zum Glück kann jeder selbst wählen: Wer Jesus seine Schuld überläßt, wird nicht gerichtet (Joh.3.18), er braucht vor seinem Tod keine Angst zu haben. Jesus hat uns also einen inneren Frieden gebracht in der Frage, wie das Ende unseres Lebens sein wird.
b)
Jesus erspart uns die Hetze nach dem Erfolg. Ich brauche nicht die ganze Zeit meiner Karriere nachzulaufen, oder Menschen, zu denen ich gerne eine Beziehung hätte, um nur zwei Beispiele zu nennen. Ich weiß, daß Gott für mich sorgt (Lk.12.22-32). Ich bekomme das, was für mich gut ist. Dies heißt nicht, daß ich keinen Problemen mehr begegne. Aber ich weiß, daß Jesus Herr darüber ist. Und immer wieder erkenne ich, daß er mir durchgeholfen hat.

4) Schluß Ich komme zum Schluß und möchte zusammenfassen. Wir sehen, daß Jesus nicht das gebracht hat, was wir üblicherweise unter Frieden verstehen. Aber er bietet jedem von uns seinen Frieden an, so wie ich ihn vorher beschrieben habe. Wir können den Frieden annehmen oder ablehnen. Vielleicht wäre es wichtig, über dieses Angebot nachzudenken und mit anderen darüber zu reden. Ist es ein gutes Angebot? Ist es ein wirkliches Angebot? Bringt es mir etwas?


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