Bitte keine Enttäuschung zu Weihnachten
Christen am Arbeitsplatz, 3.12.97
Dr. Achim Gusko

Die Geschichte des Backens in der Adventszeit geht zurück auf einen frühchristlichen Brauch, Brote von zu Hause in die Kirche zu bringen, um sie dort segnen zu lassen. Diese Eulogien nahm man dann wieder nach Hause und aß sie dort. Irgendwer kam auf die Idee diesen Broten eine besondere Form zu geben, indem er ihnen Ärmchen gab und sie miteinander verflocht. Ärmchen heißt auf lateinisch brachiatellum. Nach einigen Lautverschiebungen entstand daraus die erste Brezel. Aufgrund der Beliebtheit des neumodischen Brotes gab es bald ein Problem. Die weltlichen Brezel wurden mit den gesegneten in einen Korb geworfen und ließen sich dann nicht mehr voneinander unterscheiden. Im hohen Mittelalter haben sich gleich mehrere Synoden dieses Problems angenommen. Schließlich wurde die Älltags-Brezel'' verboten.

Die moderne Gesellschaft hat mittlerweile andere Wege gefunden , damit das gleiche nicht das selbe ist. Mit einem eingetragenen Markennamen ließe sich vor dem Gesetz der Nachweis bringen, daß eine Gusko-Brezel etwas Besonderes sei. Ich müßte sie nicht einmal selbst herstellen. Vielmehr bestünde meine Rolle darin, daß ich eine Werbeagentur dafür bezahle, den beanspruchten Unterschied glaubhaft zu machen.

Vom Besonderen inmitten des Gewöhnlichen handelt auch die folgende Geschichte:

''Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.'' ( Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 2 Verse 1 - 7 )

Josef wurde an seinem Wohnsitz wohl nur geduldet. Als Kaiser Augustus Ordnung in die Verwaltung Palestinas bringen will, spricht sich niemand von der alteingesessenen Gesellschaft Nazarets für die dahergelaufenen aus. Sollen die doch dahin zurückkehren, woher sie gekommen sind, damit sie dort ihre Identität bescheinigt bekommen. In Bethlehem angekommen kennt die eigene Verwandtschaft auch bessere Gäste als diese zwei mit ihrem unehelichen Kind.

In dieser Lage ringen die Eltern um das zerbrechliche Leben des ihnen anvertrauten Kinds. Woraus die Tier sonst fressen, das wird zur Wiege und Lumpen werden in Streifen gerissen, damit der Kleine nicht erfriert. Ünd das habt zum Zeichen:ßprach der Engel zu den Hirten ïhr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.Äuf diese Weise wird das wenige, was Maria und Josef für das Kind tun konnten, zur Auszeichnung des Besonderen.

Über Jahrhunderte hinweg wurde diese Geschicht vermarktet. Maria wurde in Purpur gekleidet. Die Krippe brauchen wir nicht - das Kind kann nackt auf dem Schoß der Mutter sitzen. Unter dem Eindruck dieser übernatürlichen Ausstrahlung überschattet uns die Erkenntnis ''Gott hat uns armen Sündern seinen Sohn geschenkt.'' Jedoch, sollte sich dieser erhabenen Andächtigkeit eine alltägliche Schwierigkeit hinzugesellen, dann reagieren wir gereizt, schreien uns gegenseitig an oder wir weinen haltlos, weil uns so die ganze Freude am Fest genommen wird.


Zurück